Gemma
Jubelnd und bonbonkauend erfreue ich mich daran, dass ich endlich den Mietvertrag für meine Schmuckboutique im Zentrum bekommen habe! Bis ich mit meinen Freundinnen einen Pakt zum Frauentag schließe... Im Rausch des Zuckers und des Übermuts verspreche ich hoch und heilig, aus meiner Komfortzone herauszutreten und ein besonderes Porträt von mir anfertigen zu lassen. Allein der Gedanke daran, dabei nur meinen selbstgemachten Schmuck zu tragen und das fertige Gemälde an meine Schlafzimmerwand zu hängen, verleiht mir das Gefühl, stark, sexy und mächtig zu sein.
Mein ganzes Leben lang habe ich zugelassen, dass andere bestimmen, wie ich mich sehe, aber jetzt nicht mehr! Zumindest rede ich mir das ein. Weil ... ich mich nackt ausziehe? Vor einem Fremden? Das ist eine ganze Menge zu verarbeiten! Vor allem, da es sich bei diesem Künstler um Bentley Cormack handelt—meine einzige wahre Liebe und der Mann, der mich verlassen hatte.
Bentley
Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal nach Garland zurückkehren würde, aber als mir eine bemerkenswerte Summe für einen Kurzzeitaufenthalt an der örtlichen Uni angeboten wurde, konnte ich das unmöglich ablehnen. Das heißt aber nicht, dass ich für immer hier sesshaft werde—das ist nur vorübergehend, höchstens für ein Semester. Ich werde also ein oder zwei Kurse unterrichten und den Rest meiner Zeit nutzen, um mich wieder mit meiner Kunst zu beschäftigen. Doch gleich an meinem ersten Abend im Atelier werden meine Pläne über den Haufen geworfen.
Diese wohlgeformte Frau, die sich hier in meinem Atelier auszieht, ist niemand anderes als die nicht mehr ganz so kleine, jüngere Schwester meines besten Freundes. Während all der Zeit, in der ich weg gewesen war, habe ich Gemma nie vergessen können. Ich hatte von dem Tag geträumt, an dem ich würdig wäre, sie in ihrer ganzen drallen Pracht zeichnen zu dürfen. Können Gem und ich wirklich die Vergangenheit hinter uns lassen, oder wird jene Tragödie, die mich einst aus Garland vertrieben hatte, uns erneut voneinander trennen?